Meine erste Unterrichtseinheit

Vor einigen Wochen habe ich spontan eine Unterrichts-einheit übernommen, da die Lehrperson ungeplant weg musste.

Meine Lernenden sind ehemalige Strassenkinder und Jugendliche aus einem vulnerablen Umfeld, die eine Ausbildung in Landwirtschaft machen und auch etwas über Entrepreneurship lernen sollen.

Meine erste Herausforderung ist, dass die meisten nur wenig English können und sich mein Nyanja bzw. mein Bemba noch auf Begrüssungsformeln beschränkt.

Also, was tun? Wir reden „mit Händen und Füssen“ und einige der Schüler:innen übersetzen für uns in beide Richtungen. Und da das mit dem Schreiben auch so eine Sache ist, wechseln wir auf zeichnen.

Jede:r Lernende zeichneten ihr bzw. sein Lieblings-gemüse. Danach bildeten wir – die Jugendlichen brauchen Bewegung – Zeitreihen von Januar bis Dezember. Als erstes positionierten sich die Lernenden in dem Monat, in dem das Anpflanzen des Lieblings-gemüses normalerweise startet und anschliessend in dem Monat, in dem die Ernte beginnt. Dabei sind gute Diskussionen unter den Lernenden entstanden und es gab dann auch den Apfel, der hier bei uns gar nicht angebaut wird.

In der nächsten Phase hatten die Lernenden die Aufgabe ihre Vision von ihrem zukünftigen beruflichen Leben zu zeichnen. Wie stellen sie sich ihre Zukunft vor? Die meisten wählten – gemäss der Ausbildung hier – eine Farm. Auch einer der Jungs, von dem ich ein Video gesehen habe, in welchem er selbst Musik macht. Ein wirklich guter Musiker, der seine Songs selber schreibt. Auf meine Nachfrage hin, ob die Farm wirklich sein Traum sei oder ob es da nicht noch etwas anderes gäbe, ich hätte da ein richtig gutes Video von ihm gesehen, das mich sehr beeindruckt hätte, hat er sich für seinen wahren Traum entschieden.

Wie bringe ich Kindern und Jugendlichen bei, gute Fragen zu stellen, wenn ihnen das davor jahrelang ausgetrieben wurde? Mit spielen und üben, üben, üben.

Und warum das Ganze? Die Jugendlichen sollen lernen, einen Business Plan für ihr eigenes Unternehmen, ihre eigene Farm zu erstellen. Dazu müssen sie sich viele Fragen stellen. Was brauche ich dafür? Was könnte passieren? Wie komme ich dorthin, wo ich hin will (Vision – Bild – wir erinnern uns)? Welche Alternativen habe ich, wenn Option A nicht funktioniert? Und … und … und …

Das Ergebnis meiner ersten Lektion: alle Lernenden waren „voll dabei“. Keiner der Schüler hat geschlafen, sie haben gemeinsam diskutiert und Lösungen und Ideen entwickelt. Das Klassenzimmer haben sie nur verlassen, um den Kindern draussen zu sagen, dass sie weniger Lärm machen sollen. Und das schönste waren wohl die enttäuschten Gesichter, als ich die Mittagspause verkündet habe.

Unser Klassenzimmer

Jetzt ist es meine Herausforderung, dass sie die Folge-lektionen genauso spannend finden wie die erste. In der zweiten Lektion kamen einige der Jugendlichen aus dem Tailoring und haben gefragt, ob sie mitmachen dürfen.

Gestern haben wir mit einem Rollenspiel das Thema „Markt“ durchgenommen, mit richtigem Gemüse aus der eigenen Produktion. Nur habe ich dummerweise vergessen, Geld vorzubereiten. Das holen wir morgen nach.

Und in den nächsten Wochen geht es mit „meinen“ Kids raus auf zwei Märkte und sie sollen die Händlerinnen und die Kundschaft interviewen. An den Fragen arbeiten wir noch.

Wer von euch hat Ideen für Lernspiele oder sonstige Übungen? Alle Vorschläge sind herzlich willkommen!

Hinterlasse einen Kommentar