So! Meine „Kleine“ ist nun endlich verkauft. Als westlich erzogene Feministin habe ich die grösste Mühe damit. Die interessanteste Erfahrung war, als mir ein junges Mädchen erklärte, dass ich nichts wert sei, weil mein Ehemann für mich nichts gezahlt hat.
Und Lobola (Brautgeld) ist weit verbreitet, nicht nur in den ländlichen Regionen. Eine Bekannte von mir heiratet nun zum zweiten Mal und auf meine Frage hin, ob mit dem gesamten traditionellen Programm, meinte sie nur, natürlich! (Anmerkung: sie ist über 50 und mehrfache Grossmutter).
Für mich wurden schon ein paar Geissen geboten. Ich habe dann erklärt, dass Polygamie in Europa nicht erlaubt sei und unter 50 Kühen ginge da sowieso grad gar nichts. Das sind ca. 50’000 US$, die hier wahrscheinlich niemand gerade so auf dem Sparbuch hat. Das hat das Thema sehr schnell mit einem Lachen beendet. Niemand war vor den Kopf gestossen. Immerhin.
Ich habe mir erklären lassen, dass Lobola traditionell daraus entstanden ist, dass die junge Frau dann in die Familie des Mannes wechselt und somit der eigenen Familie eine Arbeitskraft (gratis wohl gemerkt) verloren geht. Eine meiner Arbeitskolleginnen hat mir erklärt, dass sie ihren Eltern klipp und klar gesagt hat, wenn sie zu viel verlangen, werden sie und ihr Mann anschliessend nicht in der Lage sein, sie im Alter finanziell zu unterstützen. Das hatte dann den entsprechenden Effekt, dass sie relativ wenig verlangt hatten.
Ich muss mal bei meinen Kolleginnen nachfragen, bei denen Europäerinnen resp. Amerikanerinnen Sambier geheiratet haben, 2ie sie das gelöst haben bzw. ob es dann nicht aus der Familie des Mannes hiess, sie seien nichts wert.
Ich frage mich, ob ein Zusammenhang besteht zwischen Lobola und dass viele Frauen von verschiedenen Männern Kinder haben und manche Männer es sich je nachdem nicht leisten können zu heiraten (bzw. viele Männer Kinder mit mehreren Frauen). Andererseits wird ein Mann, der viel Geld für seine Frau gezahlt hat, sie vielleicht auch weniger schnell verlassen?
Was ich grundsätzlich eigentlich eine gute Einrichtung halte, nur leider ist die Bezeichnung zum Haare ausreissen, ist «damage». Das muss den Eltern der Frau gezahlt werden, wenn diese unverheiratet schwanger wird. Was ich daran gut finde? Damit erkennt die Familie des Vaters das Kind als Teil der eigenen Familie an und man kann es als eine Art Unterhalt sehen. So zumindest haben mir es unterschiedliche Personen erklärt. Was auch immer die Grosseltern (wohlgemerkt und nicht die Mutter erhält das Geld) dann mit dem Geld machen…
Ebenfalls habe ich herausgefunden, dass während der Lobola Verhandlungen ein wichtiges Thema ist, ob die zukünftige Braut schwanger ist. Dann würde der Preis nämlich gleich nochmal steigen (damage und so) …
Ich bin Gast in diesem Land und äussere mich nur sehr verhalten zu diesem Thema, ich versuche es eher zu verstehen. Wir haben auch schon Hochzeitsvideos verglichen und auch hier gibt es einige Dinge, hmmmmm.
Immerhin bekommt meine Kleine eine tolle Schwiegermutter. Traditionell wäre es so, dass die Eheleute keinen allzu engen Kontakt zu den jeweiligen Schwiegereltern haben. Hier scheint es anders zu sein. Am Tag vor den Lobola Verhandlungen gab es nämlich auch noch Probleme mit der Kirchgemeinde (diese findet, das Paar sollte noch ein paar Jahre! mit dem Heiraten warten und hat die Einwilligung! nicht gegeben). Sie steht voll hinter ihrem Sohn und ihrer zukünftigen Schwiegertochter und hat ihnen gesagt, wenn sie die Kirche wechseln wollen, unterstützt sie das. Und der Brautvater hat sich einen Riesenspass aus den Verhandlungen gemacht und eine grosse Show abgezogen. Ich sehe ihn richtig vor mir. Dafür gab es am Ende ein grosses gemeinsames Essen, denn schliesslich sei man jetzt ja eine Familie. Die Hochzeit soll im September stattfinden. Mehr dazu daher später.


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