„I had a farm in Africa“

Wer hat den Film nicht gesehen? Out of Africa mit Meryl Streep als Karen Blixen, Klaus Maria Brandauer als Baron Bror Blixen und Robert Redford als Denys Finch.

Und wisst ihr was? Wenn ich jetzt einen Haufen Kuhdung sehe, dann denke ich – „hey cool, manure for our fields“ und nicht mehr „igitt, muss das sein?“. Plötzlich sehe ich ganz neue Dinge:

… Aahh, interessant wie diese Farm den Zaun installiert hat. Ist das Stacheldraht obenauf? Und dann jagen die noch Strom durch? Was? Und bewaffnete guards haben die auch noch? Echt jetzt?

… Oohh, es ist gar nicht so einfach (organic) seeds and seedlings zu finden. Es ist schwierig, überhaupt gewisse Samen oder Setzlinge zu finden, auch ohne „organic„. Und wie zur H*lle komme ich zu den Informationen, die ich brauche? Wie sortiere ich Gerüchte und Besserwisserei von Fakten aus?

Und dann haben wir das Thema „Wasser“ und Bohrlöcher. Normalerweise wird ein Bohrloch hier in der Gegend auf ca. 50 Meter tief gebohrt. Dann hat das Wasser eine gute Qualität. Bei unseren Bohrungen sprudelte das Wasser schon bei 6 Metern. Und dann ist das Bohrloch kollabiert. Dann hat der ganze Zirkus begonnen. Ich will euch nicht mit Details langweilen, aber jetzt haben wir 2 Bohrlöcher, beide haben viel Wasser, mit 12 Metern Tiefe. Das reicht vorerst für die Bewässerung. Nur leider haben wir kein Trinkwasser für unsere Farmarbeiter, zumindest nicht solange wir nicht die Wasserqualität testen konnten. Farming erfordert wirklich eine gewisse Flexibilität und viel Kreativität. Und es hilft mir enorm im Unterricht.

What is the difference between theory and practice? In theory there is non.

Am letzten Wochenende haben die Jungs mit Hilfe einiger lokaler Nachbar:innen 20’000 Zwiebelsetzlinge gepflanzt. Wir wollen den Hochpreis-Monat Dezember „erwischen“. Hoffentlich gelingt uns das. Die erste Drilling Company hat uns leider so verzögert, dass wir nicht mit Samen, sondern mit Setzlingen arbeiten müssen, was um ein Vielfaches teurer ist.

Als nächstes wollen wir eigentlich Kartoffeln pflanzen und den Februar für den Verkauf „tüpfen“, da es im Februar hier fast unmöglich ist, Kartoffeln zu kaufen. Und was Nshima für Sambier ist, ist die Kartoffel für viele Europäer:innen und Amerikanner:innen hier. Nur sind wir immer noch auf der Suche nach Kartoffelsetzlingen… Drückt uns die Daumen, dass es klappt.

Parallel dazu arbeiten wir im Moment am „Title“ für das Land, d.h. die Urkunde, die bestätigt, dass das Land wirklich uns gehört. Da verdoppelt sich der Landpreis gerade mal. Der Prozess ist seeeeeehr lange. Da muss von offiziell akkreditierten Firmen vermessen werden. Dann geht das ganze Dossier zum City Council, dann zum Chief und zum Schluss zur Provinzregierung – oder so ähnlich. Und jeder Schritt kostet. Das summiert sich dann.

Diese Rundhütte ist das einzige überlebende Gebäude der alten Infrastruktur, die den Auszug der Vorbesitzer überlebt hat. Den Rest haben sie zerstört.

Und auch wenn das Land günstig ist – v.a. wenn man europäische Preise gewöhnt ist – wenn man dann wirklich „farming as a business“ betreiben will, sind einige Investitionen nötig, die dann nicht mehr so günstig sind: Wenn wir das gesamte Land umzäunen wollen, kostet das ca. 100’000 Kwacha, das sind ca. 4’300 Franken. Häuser für die Arbeitskräfte auf der Farm kosten nochmal den gleichen Betrag. Dann ist die Bewässerung aber noch nicht sichergestellt und noch kein Feld bepflanzt. Und wenn man knapp 16 ha hat, so wie wir, dann braucht es einiges an Samen und Setzlingen. Aber dieses Jahr bepflanzen wir nur einen Teil der Felder. Wir wollen zuerst sehen, welche Sorten sich am besten eignen, wie das Land auf die Trockenzeit bzw. die kommende Regenzeit reagiert, welche Teile überflutet sind, etc. Ich muss gestehen, das ist das spannendste Projekt, das ich jemals gemacht habe.

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