Autopannen

In den letzten zwei Wochen hatte ich zwei Autopannen. Eine richtig gefährliche und die andere wahrscheinlich die lustigste, die man überhaupt haben kann.

Am Dienstag haben wir Nadia vom Flughafen abgeholt. Sie hat von Oktober bis April mit mir hier im CT als Volunteer gearbeitet und sie kommt zu Besuch. Das hat sie den Kids versprochen «zur Graduation komme ich zurück». Auf dem Weg zurück in den Bush, Nadia todmüde von 24 Stunden reisen, direkt nach der Arbeit aufgebrochen, eine Freinacht im Flieger… Quin und Baby Luyando (2 Monate alt) sind auch dabei, Quin war die grosse Überraschung für Nadia am Flughafen.

Nadia und ich in Stäfa im Juni

Wir rollen also im Schritttempo im Stau auf der Great North. Vor uns Trucks, hinter uns Trucks, alle auf dem Weg in den Copperbelt oder nach DRC (Kongo). Der Benzinstand im Tank neigt sich dem Ende zu, die gelbe Lampe leuchtet schon. Der Motor stirbt ab, 500 m vor der Tankstelle. Wir denken alle, Benzin ist nun alle. Sch… Levy läuft los und kauft Benzin, wir füllen den Tank und weiter geht es. War wohl nur der leere Tank. Denkste. Nach zirka 10 Kilometern – bei ca. 60 km/h – stirbt der Motor wieder ab. Das Auto lässt sich nur mehr sehr schwer lenken, die Bremsen reagieren gar nicht. Ich trete ins Leere. Handbremse!

Ein grosses Danke an Ö., dass sie mir damals von ihren Problemen auf der Autobahn erzählt hat, damals hat auch nur noch die Handbremse geholfen. Du warst an diesem Tag mein Schutzengel!

Wir haben es an den Strassenrand geschafft und sogar noch auf einen Seitenweg, weg von der Strasse. Es hat nämlich schon gedämmert. Der Keilriemen ist kaputt. Also, Levy wieder los zurück zum letzten Dorf, einen Mechaniker und ein Ersatzteil auftreiben. Der Arme hat an diesem Tag Kilometer gemacht. Ohne ihn hätten wir wohl am Strassenrand übernachtet. Zwei Musungus, Quin und das Baby. Keine angenehme Vorstellung.

Ja und bei allen Zweiflern, mein Auto ist Baujahr 2001. Das hat noch eine mechanische Handbremse und einen Keilriemen. Gott sei Dank, das kann nämlich hier quasi jeder Mann* flicken. Bei Elektronik ist das eine gaaaanz andere Sache. Das Ganze hat uns drei Stunden gekostet. Immerhin konnten wir Quin und das Baby an das Team im Projektauto, das zufällig hinter uns und auf dem Weg zurück zur Schule war, übergeben.

*Ich schreibe hier bewusst «Mann», denn jede Frau, die in Sambia einen Schraubenzieher bedienen kann (also auch ich), wird dann als Mann bezeichnet (You’re a man). Echt jetzt?

Eine Woche später, wir sind auf dem Rückweg von der Farm. Die Fahrt dauert normalerweise 1 Stunde und 20 Minuten. Wir hatten eine Hündin zur Farm gebracht, die Arme war reisekrank und hat das Auto entsprechend vollgek…. Ich erspare euch die Details.

Die Qualität der Strasse hat mittlerweile sehr stark nachgelassen. Schotterpiste eben. Und die nächste Regenzeit ist im Anmarsch. Er rüttelt und schüttelt, wie über ein Waschbrett. Und plötzlich fängt das Auto an zu hupen. Ich schwöre, ich hab nicht auf die Hupe gedrückt. Und hört nicht mehr auf. Motor aus. Es hupt immer noch. Auf die Hupe schlagen. Es hört auf. Motor an, weiterfahren, Schlagloch. Das Auto fängt schon wieder an zu hupen. Und so geht das eine Weile. Ich schlage auf die Hupe. Es hört auf. Es holpert. Es hupt wieder. Ich schlage auf die Hupe…

Mit mir im Auto sind Isaac und Blessed. Sie finden das sehr erheiternd.

Hier sind Isaac und ich an einer Hochzeit in Kabwe
Blessed mit ihrer grossen Schwester bei deren Graduation zur Clinic Officer

Immerhin sind wir nicht in der Stadt, aber es sind genügend Leute unterwegs und ich kann nur mit den Schultern zucken, die Hände verrühren und mich mit Gesten entschuldigen. Nach ein paar Minuten wird es mir zu bunt.

Wir rufen – wen wohl – natürlich Levy an. Er lacht sich erst mal kaputt. Dann erklärt er Isaac, dass und wie er die Hupen vorne unter der Motorhaube abhängen soll. Nach einigem Suchen finden wir diese auch – es sind zwei. Und nun fahren wir ohne Hupen. Im Moment sind wir immer noch ohne funktionierende Hupe unterwegs. Gestern in Lusaka habe ich gemerkt, wie viel ich hupe. Das merkst du erst, wenn es nicht mehr geht. Hier wird gehupt wie in Italien. Und es kann gefährlich sein, ohne Hupe. Hoffentlich wird das bald geflickt.

Eine Antwort zu „Autopannen”.

  1. […] erreichbar. Die Kameraaufzeichnungen im Hotel zeigen nichts Auffälliges. Kurz danach habe ich zwei Autopannen. […]

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