Im September habe ich an einer Veranstaltung teilgenommen zum Thema „women in Agribusiness“. Zwei der Podiumsreferentinnen haben aus ihren eigenen Erfahrungen erzählt, dass sie am Anfang sehr viel Geld verloren haben. Sie sind blauäugig ins farming business eingestiegen. Dort habe ich mir auch das Buch von Bruno N. Mweemba, „Mr. Panuka“, gekauft „Farming as a Business, A Practical Handbook for First-Time Farmers in Developing Countries„, sehr spannende Lektüre. Panuka Farms hatte früher in diesem Jahr Kamala Harris zu Besuch. Trotzdem ist der Start eigentlich, wie soll ich sagen, eben „eigentlich“.
Was heisst das konkret?
Landkauf: Wir haben im März 20 ha Farmland gekauft. Wer sind „wir“? Das Land gehört meinem Geschäftspartner Levy. Der ganze Prozess, bis wir den sog. „Title“ haben (vergleichbar mit unserem Grundbucheintrag), ist immer noch nicht abgeschlossen. Herausgestellt hat sich, dass das Land effektiv knapp 16 ha gross ist. Wir haben also 4 ha zu viel bezahlt. Die meisten Schritte in diesem komplizierten Prozess sind getan, jetzt geht es um die letzten beiden. Im Moment warten wir auf die Inspektion durch den District Chibombo. Nur leider will man dafür Bestechungsgelder. Daher sind wir nun mit unserer Anwältin dran, ein schlaues Vorgehen festzulegen, damit wir das verhindern können.
Investitionen: Wenn man in der Schweiz Land gekauft hat, dann ist alles andere „Beilage“ (frei nach der bekannten Werbung). Hier ist es genau umgekehrt. Am Anfang habe ich mich gewundert, dass die Vorbesitzer nur zwei oder drei kleinere Felder auf dem ganzen Land genutzt haben. Mittlerweile verstehe ich das. Wenn nämlich das „Kleingeld“ für die Investitionen fehlt, nützt einem das ganze Land nichts.
Alleine die gesamte Bewässerungsanlage (Bohrlöcher, Wassertank, Tankstand und Wasserleitungen und 16 km sog. drip lines (Tropfschläuche) für die Bewässerung jeder einzelnen Pflanze haben ca. das Doppelte gekostet, was wir für das Land bezahlt haben. Und wir bepflanzen aktuell ca. 2 ha. Das Haus für unsere Arbeiter inkl. der sanitären Anlagen kostet ebenfalls das Doppelte. Und wir nutzen gerade einmal 1/8 des Landes. Und dann dauert immer alles mindestens doppelt so lange wie ursprünglich kommuniziert. Einmal ist das Problem der Lieferant für Sand, der uns laufend sagt, er sei auf dem Weg (12 km!) und das 3 Tage lang. Bis wir endlich herausfinden, sein Truck hat eine Panne, die zuerst behoben werden muss. Anstelle von Anfang an transparent zu kommunizieren, damit alle neu planen bzw. die Zeit anderweitig sinnvoll nützen können.
Oder man wählt schlicht die falschen Dienstleister aus, wie beim Tankstand, und zahlt dann Lehrgeld. Wir wollten jemanden aus unserem Schulumfeld unterstützen (die Lehrperson, welche genau das – nämlich Schweissen – unterrichtet), nur um festzustellen, dass das Ergebnis nicht in der Lage sein wird, 10 Tonnen Gewicht zu tragen. Daher mussten wir eine andere Firma beauftragen, das ganze fertigzustellen. Leider mussten die dann von Null nochmal anfangen. Es ist nämlich folgendes passiert:

Da unser Generator nicht leistungsstark genug ist, musste der Tankstand zur Firma gebracht werden. Nach ca. 1 Kilometer ist das Ganze Teil auseinandergefallen. An dieser Stelle wollte ich ein Video zeigen, nur leider lässt es sich nicht konvertieren.

Dieser hat einen quadratischen Grundriss, der andere war rechteckig, was dazu führen kann, dass er umfällt. Und die Querverstrebungen sind aus dem richtigen Metall und nicht aus den runden Metallstäben, die für die Vergitterung der Fenster gedacht waren.
Caretaker house: Dieses ist nun fast fertig und die Jungs wohnen bereits darin, gerade rechtzeitig vor dem Regen. Die ersten Wochen haben sie im Zelt geschlafen, da die Vorbesitzer alle Hütten zerstört hatten. Einige davon sind wir nun wieder am Aufbauen, damit wir sie vorübergehend als Lager, Küche etc. nutzen können.


Da wir gerade von Zwiebeln sprechen: Was haben wir so alles gepflanzt? Mit den Zwiebeln wollen wir die Hochpreiszeit Dezember / Januar treffen, mit den Kartoffeln Februar / März. Mit dem Knoblauch haben wir Probleme. Da haben wir beim Pflanzen wohl einiges falsch gemacht. Aber jetzt, da der Regen eingesetzt hat, sollte auch der Knoblauch anfangen auszutreiben. Der sog. Wintermais (bei diesem werden die einzelnen Kolben gekocht oder gegrillt) gedeiht gut. Die Randen (D: rote Beete, A: Rona) haben leider das Aussaatbeet nicht überlebt. Hier sind wir noch an der Analyse der Ursache. Und nun haben wir noch Tomaten gepflanzt. Mal schauen. Mein Ziel ist, dass wir mind. mit den Zwiebeln so viel einnehmen, dass die Löhne für das nächste Jahr gesichert sind. Und der Rest wird investiert. Nach der Regenzeit brauchen wir dringend einen Zaun, um die frei laufenden Ziegen und Kühe davon abzuhalten, über unsere Felder zu laufen und alles niederzutrampeln oder aufzufressen. Das wird uns ein paar Tausend Franken/Euro kosten.
Letzte Woche haben wir mit 2 Hühnern (eine Henne und ein Hahn), die ein lieber Arbeitskollege gesponsort hat, begonnen. Wir haben 2 Hofhündinnen (wenn sie dann mal gross sind). Und meine liebe Mama hat unsere ersten 70 Bäume gesponsort. Das Ziel ist, dass wir um die ganze Grundstücksgrenze ca. 400 Bäume pflanzen, Obstbäume aber auch andere, deren Laub als Dünger verwendet werden kann.
„I had a farm in Africa.“
Meryl Streep als Karen Blixen in Out of Africa
Der Business Plan steht. Die Vision und die Strategie sind definiert. Im Moment probieren wir aus, was wie gut wächst. In den nächsten Wochen werden wir beobachten, wieviel vom Land während der Regenzeit geflutet wird. Das hat einen Einfluss auf die Bepflanzungsplanung. Die Marktstudie ist abgeschlossen. Aktuell arbeitet Isaac an der Bepflanzungsplanung. Im Dezember wollen wir Verhandlungen mit einer Spice & Herbs (organic) Firma starten.



Ich lerne sehr viel über Landwirtschaft, und auch darüber, was hier so alles schief gehen kann. Das hilft mir im Unterricht enorm, insbes. wenn es darum geht, Risiken einzuschätzen, also die praktische Anwendung von dem, was ich hier hauptsächlich unterrichte. Aber ich verstehe auch besser, wie hier gearbeitet wird, wie verhandelt wird und mit welchen Leuten die Zusammenarbeit gut funktioniert und mit welchen weniger. Sobald wir den „Title“ haben, startet der Papierkram für die Registrierung der Farm und alles andere, was dazugehört. Auch daraus wird dann wieder ein Kurs entstehen, in dem ich das erarbeitete Wissen weitervermitteln werde.

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