Ein geballtes Update

Ich war lange ruhig. Viel ist passiert. Kurz nachdem ich den Artikel über «Farming as a business» veröffentlicht habe, ist unser Farm Manager davongelaufen. Ohne Vorwarnung. Eigentlich davongeradelt. Er hat sich das Fahrrad geschnappt und ist hierher zurückgefahren (ca. 50 km), hat das Fahrrad Levys Frau Amanda übergeben und ist nach Hause gegangen. Zu Hause heisst, bei seiner Tante und deren Familie, keinen Kilometer weg von unserer Schule. Funkstille. Keine Reaktion auf Textnachrichten, Anrufe nicht entgegengenommen. Also, was tun?

Wir haben zuerst einmal die Verantwortung einem der farm workers übertragen, der das beste Know-how hat und der bereits dadurch aufgefallen ist, dass er für andere eingestanden ist.

Reto zu Besuch

Und dann kam im Dezember endlich Reto zu Besuch. Wir hatten drei grossartige Wochen mit vielen Anlässen, Erlebnissen und 9 Betten.

Natasha hatte ihre Graduation Feier, Master of Social Work. Das war ein wunderbarer Anlass und da der Schulleiter uns mit jemandem verwechselt hat, sassen wir alle – Natashas Mutter, Musonda – ihr frisch angetrauter Ehemann, Reto und ich im VIP Bereich. Diese Anlässe sind schon um einiges feierlicher, als meine damalige „Schaltersponsion“.

Natasha & Musonda, Graduation 21.12.2023

Ein weiteres Highlight war sicher Weihnachten mit Gideon, vielen freiwilligen Helfer:innen und vielen, vielen, vielen Kindern im Jugendcenter in Chibolya (Compound in Lusaka), das ein Freizeitprogramm für Kinder und Jugendliche anbietet, um die Kinder von der Strasse fernzuhalten. Dieses Jahr hat Gideon gleich auch noch die Strassenkinder von Lusaka dazu eingeladen. Es war ein unvergess-licher Anlass. Mehr Impressionen dazu (Fotos und Videos ) findet ihr auf facebook.

Weihnachtsmann Gideon in seinem Jugendcenter
Vorbereitungen dazu
> 250 Geschenke und 40 kg Kartoffeln

Nachdem wir den Weihnachtsfeiertag dann mit Freunden gefeiert und ein bisschen Luxus genossen haben, verbrachten wir Silvester im Copperbelt, da Reto unbedingt die Bergwerke sehen wollte. In Kitwe hatten wir mit Fred einen grossartigen Tourguide und einen wunderbaren Tag mit explodierendem Transformer im Regen und einem herrlichen Abschluss an einem Geheimtipp am Kafue River.

Am beschaulichsten waren wohl die Tage in der Protea Safari Lodge, da wir es aufgrund des Wetters nicht gewagt haben, in einen der Nationalparks zu fahren. Es hat GEREGNET und es gab teilweise Überschwemmungen. Abgesehen davon, dass ich einen halben Tag am Telefon verbracht habe, da einer meiner Schützlinge eine grössere Krise hatte.

Protea Safari Lodge

Kein gutes Neues Jahr

Auf unserer Tour in den Copperbelt kam dann die Hiobsbotschaft: unser ehemaliger Farm Manager hat kurz vor Silvester Selbstmord begangen. Daher auch die lange Funkstille. Ich bin immer noch wütend auf ihn. Aber langsam wird es besser, dank meinem grossartigen Coach. Und um dem Ganzen noch einen draufzusetzen, ist sein Nachfolger mit Geld abgehauen, das eigentlich für die Lebensmittel für die Farmarbeiter für den ganzen Januar gedacht war. Wie heisst es so schön? Schlimmer geht immer: dazu haben wir einen Grossteil der Zwiebelernte verloren und die Kartoffelernte hätte auch üppiger ausfallen dürfen. Der Wintermais ist auch zu klein geraten. Verlust auf der ganzen Linie.

Wir mussten also in den letzten Wochen neben den Vorbereitungen für das neue Schuljahr auch noch einen neuen Farm Manager finden, mit der Familie des Verstorbenen ins Reine kommen (viele Gerüchte machen die Runde) und mit der Familie des Diebs eine Einigung erzielen.

Dann ist da ja auch noch das Mentoring «meiner Kids», die im November ins reale Leben entlassen wurden. Der Weg ist steinig. Die Durchhaltekraft ist teilweise gering. Im Moment sieht es so aus, als wären drei wieder auf der Strasse. Wenn ich euch heute sage, bei der Hälfte läuft es gut, dann passiert sicher etwas und morgen sieht alles wieder gaaanz anders aus.

Gleichzeitig kämpfen wir hier seit den Überschwemmungen im Dezember mit Cholera, nachdem wir davor das Thema Anthrax hatten. Schulen bleiben 5 Wochen länger geschlossen als geplant. Von unseren Jugendlichen, die im Dezember eigentlich für 2 bis 3 Wochen nach Hause in die Ferien durften, sind aufgrund der verzögerten Schulöffnung einige wieder auf der Strasse gelandet, ob nur tagsüber oder auch nachts, können wir im Moment noch nicht sagen. Und in einer Woche beginnt die Rekrutierung des neuen Jahrgangs. Es ist hektisch.

Jetzt kann es nur noch besser werden

Ach ja, habe ich schon erzählt, dass wir ein Haus bauen und das kurz vor der Fertigstellung ist? Ich werde hoffentlich bald umziehen. Dann habe ich auch ein Gästezimmer und ihr seid alle herzlich willkommen, mich hier zu besuchen. Hier wird es sicher nicht langweilig.

Davor komme ich aber nach Europa. Ich bin von Ostern bis zum 14. April in Österreich und vom 15. April bis zum 02. Mai in der Schweiz. Viele Veranstaltungen sind geplant. Details folgen demnächst.

Bevor ich abreise, habe ich noch etwas zu tun. Ich habe gestern vom Direktor des DAPP Teachers College in Mkushi die Einladung erhalten, im März einen einwöchigen Capacity Building Workshop durchzuführen. Das freut mich besonders, da ich direkt mit angehenden Lehrpersonen und mit dem Personal des Colleges arbeiten darf.

Und das nächste Mal berichte ich euch über unseren sambischen Newcomer… ihr könnt euch erinnern? Nur so viel: nächste Woche starten die Aufnahmen für das Musikvideo. Der Studiovertrag ist unter Dach und Fach und zwei Songs sind bereits aufgenommen…

Icebox, Musiker, Musikmanager und Studioinhaber

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