Wer kennt diesen Spruch nicht? Das mit den Sprachen ist so eine Sache. Einer meiner häufigsten Sätze hier in Sambia ist «English is not my first language». Sprache ist etwas äusserst Komplexes. Ich bewundere Übersetzer:innen, die es schaffen, den Wortwitz aus einer Sprache in eine andere mitzunehmen. Das ist ganz schön schwierig. Ein Beispiel einer direkten Übersetzung einer Redewendung «Am standing on the horsepipe». Eine Idee, was gemeint sein könnte? Dann schicke einen Kommentar zu diesem Beitrag. Es ist ja schon in der eigenen Sprache schwierig, wenn es verschiedene Dialekte gibt. Dazu habe ich auch ein Beispiel:
«I hau mi voi åå mit dia». Wer weiss, wie das auf Hochdeutsch geht, bitte auch gern einen Kommentar.

Jetzt erzählt mir gerade einer der Jungs eine Story über «Gunboots», nicht «Gum-boots». Bantusprachen sind eigentlich der deutschen Sprache ähnlicher als der englischen. Wir haben das A E I O U gemeinsam, nicht dieses EI – II – AI – OU – JU. Dann gibt es aber andere Buchstaben, wie das B, das nur dann wie unser B klingt, wenn es mit einem M davor kommt, wie zum Beispiel mit dem Namen Mbewe. Dann ist da aber noch dieses andere B, das wie ein deutsches WE daherkommt, nicht das englische. Das findet man überall sonst, wenn es eben nicht mit dem M kommt. Also wird unsere District Hauptstadt Chibombo nicht TSCHIBOMBO sondern TSCHIWOMBO ausgesprochen. Sorry, ja – hätte ich fast vergessen – das CH wird zum TSCH. (Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, ich wiederhole mich. Tu ich das?)
dann gibt es da noch diese Wörter, wie «zapato» für Schuhe (spanisch?), «ciloto» (italienisch?) für shelter. Und dann gibt es Laute, die aus einem deutsch geprägten Gaumen einfach nicht korrekt rausbekommen; es geht noch schlimmer, denn ich höre nicht mal den Unterschied, ob es richtig oder falsch klingt (da gibt es so ein NG, wobei beides irgendwie über den Gaumen geschoben wird, keine Ahnung).
Natürlich wird von mir „Alleswisser:in“ Muzungu erwartet, dass ich das alles ganz schnell und einfach lerne.
Meine neueste Strategie heisst daher jetzt:
«Oachkatzlschwoaf» und «Chuchichäschtli»
Wenn sie es schaffen, das ohne Probleme richtig zu sagen, dann gebe ich alles, um gewisse Wörter richtig auszusprechen. Ich meine damit nicht die Kids, sondern diejenigen Lehrpersonen (!), die offensichtlich keine Ahnung davon haben, wie man eine Sprache als Fremdsprache am besten lernt, selber aber nicht in der Lage sind, die eigene (und einzige offizielle) Landessprache Englisch korrekt zu sprechen. Und hier meine ich nicht den sambischen Akzent oder Eigenheiten, sondern v.a. das L/R Syndrom, sowie andere gravierende grammatikalische Fehler.
Bzgl. sambische Eigenheiten hat es für mich doch eine Weile gedauert, bis ich herausgefunden habe, dass Verkehrsampeln / Lichtsignale hier nicht traffic lights sondern robots sind. Und weil in den lokalen Sprachen Nyanja und Bemba immer die vorletzte Silbe betont wird, das dann nicht der customer ist, sondern der custoomer. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich über das L/R Syndrom schon andernorts berichtet. Mittlerweile führe ich eine Liste: gras – glas, light – right, election – erection, flame – frame, alive – arrive, load – road, … Wer kann noch andere Beispiele bringen? Habe ich über die «window flames with grass» schon einmal berichtet, die ein Lehrer auf die Tafel geschrieben hat?
Ist euch auch schon aufgefallen, dass meine Satzstellung immer englischer wird?
Ich muss mittlerweile alles mehrmals durchlesen und korrigieren. Und dann gibt es Wörter für Dinge, die ich im Deutschen nie gebraucht habe, diese Wörter kenne ich jetzt im Englischen, aber nicht im Deutschen. Und dann sage ich manchmal einfach die deutschen Wörter, wenn ich das entsprechende englische Wort nicht weiss. Da hier sowieso alle Sprachen durcheinandergeredet werden, macht das gar nix aus. Es erfordert Flexibilität, um wirklich immer zu verstehen, was der oder die andere mitteilen will. Levy hat letztes Mal darüber gesprochen, dass sie auf der Farm für das Setzen der Sonnenblumen «potholes» machen müssen. Und ich habe verstanden «we need more hoes for the farm”. Ja, ja, ja, da kommt dann auch noch Altersschwerhörigkeit dazu und der junge Mann redet auch nicht immer deutlich und in die Richtung seines Gesprächspartners. Ich befürchte, manchmal mache ich ein richtig dämliches Gesicht🤔, wenn das, was ich höre, überhaupt keinen Sinn ergibt. Zuerst versuche ich, das Gesagte bzgl. L/R Syndrom zu analysieren, meistens reicht das. Manchmal braucht es aber mehr. Z.B. schreiben viele Bemba nicht «I have….» sondern «How have…». Ich habe bisher noch nicht herausgefunden, woher das kommt. Man(n) ist dann auch nicht wirklich lernfähig und behält das bei… aber die Muzungu muss natürlich innerhalb von 3 Wochen fliessend alle vier (4) hier gebräuchlichen local languages sprechen (was meine Sprachkenntnisse gleich mehr als verdoppeln würde – ausser ich zähle Schweizer Deutsch als eigene Sprache, dann würde ich sie verdoppeln). Das mit der Zahl [vier (4)] ist hier auch so eine Eigenart, Zahlen werden immer so geschrieben. Und dann lerne ich gerade, wie offizielle Briefe, Einladungen etc. formuliert werden müssen. Das ist so altbacken und überkorrekt und «schleimig», da weigert sich mein Hirn, das wirklich zu lernen. Ich denke, das überlasse ich besser anderen.
Was sind eure Erfahrungen mit Sprache? Bin schon gespannt und hoffe auf viele lustige Kommentare von euch 😉

Rätsel: Wer hat eine Idee, was eine „headsock“ ist?

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