Es regnet – und niemand motzt

Die Regenzeit hat dieses Jahr die Bezeichnung wirklich verdient. Es regnet sogar perfekt. Perfekt? Perfekt! Dazwischen ist es schön warm und sonnig. Wenn es regnet, ist kurzzeitig mal alles unter Wasser, aber der Boden kann mindestens hier das Wasser gut absorbieren. Alles ist wunderbar grün.

Grün ist Erholung für das Auge und die Nerven.

Wenn ich zuhause bin und es regnet, dann hört sich das sehr laut an. Da ist kein Gespräch, kein Telefonat und kein Musikhören möglich. Es hämmert regelrecht auf das Dach. Mein Haus hat ein Blechdach und zwecks besserer Luftzirkulation wenn es heiss ist, haben wir keine Decken eingezogen.

Dafür leiden unsere Strassen wieder sehr. Und die Trucks donnern drüber, als wäre es ein highway und keine gravel road. Das ist nicht gerade förderlich für den Zustand. Obwohl es noch nicht so schlimm ist, wie es vor der Sanierung war, aber wir nähern uns dem alten Zustand in grossen Schritten.

Mein highlight ist, dass jetzt Tafeln zur Geschwindig-keitsbeschränkung aufgestellt wurden. 60 und 40 km/h. Also ich fahre ja einen Nissan Xtrail, das Auto eignet sich recht gut für offroad Strecken (4×4, diff lock). Aber auf unserer Strasse sind max. 30 km/h möglich, wenn überhaupt. Nur Landrover und Hilux können schneller fahren, ohne das Auto zu ruinieren. Anstelle die Strasse in einen befahrbaren Zustand zu bringen, damit Leute nicht permanent Geld für Reparaturen ausgeben müssen, werden nun also sinnlose Schilder aufgestellt. Schildbürgertum lässt grüssen. Das verstehe, wer wolle. Am liebsten würde ich alle in einer Nacht- und Nebelaktion abmontieren und zurückschicken. Oder wir bauen einen Schilderwald?

In Lusaka ist die Situation zum Teil schwieriger mit dem Regen. Letztes Wochenende war ich in einer der Malls, als draussen die Sintflut über uns hereinbrach. In der Mall kam in zwei Shops plötzlich das Wasser von der Decke wie ein Wasserfall. Die Toiletten mussten wegen Überschwemmung geschlossen werden. Und draussen hat sich die Strasse in einen Knietiefen Fluss verwan-delt. Knietief. Kein Scherz. Der Regen dauerte vielleicht 20 Minuten.

Quelle: Lusaka online

Lusaka ist quasi auf einem Felsen gebaut, und dann werden z.B. ausserhalb der Malls alle offenen Flächen zubetoniert und das Wasser kann nicht abfliessen. Im Stadtzentrum kann man sich dann herumtragen lassen – für 10 Kwacha. Das will ich aber niemandem antun – ich meine, mich herumzutragen. Das wäre im wahrsten Sinne des Wortes Schwerstarbeit :o).

Was ich auch sehr lustig finde ist, dass die Leute sich hier bei Regen so verhalten wie zuhause in Europa, wenn der erste Schnee fällt. Dann steht ja meistens der Verkehr still und alle benehmen sich, als hätten sie noch nie Schnee gesehen. Richtig? Stimmt doch. Und hier geht man weiterhin in slippers (Sandalen, Badelatschen) aus dem Haus. Und dann geht die Welt unter und man hat keine Gummistiefel dabei. Das Wetter kann innerhalb von Minuten umschlagen, wie in den Bergen. Und wenn es hier regnet, dann regnet es richtig. So eine Art von Regen haben wir sehr selten.

Und dann kommen wieder Tiere zum Vorschein, ich sag es euch, krass. Von Freunden von mir ist ein Hund gestorben und der andere hat nur knapp überlebt, weil sie einen giftigen Frosch gefressen haben. Und dann sind wieder die vielen Insekten unterwegs. Meine absoluten „Lieblinge“, die Kakerlaken. Diese Woche habe ich an einem Abend 5 erschlagen. 5 auf einen Streich. Fast. Irgendwo habe ich mal gehört oder gelesen, dass es so viele Insekten auf der Welt gibt, dass – wenn alle tot wären – die Erde mehrere Meter damit bedeckt wäre. Das konnte ich mir in Europa nie vorstellen. Hier schon.

Kakerlake (Quelle: ARD alpha)

Ausserdem schlüpfen nach den ersten Regenfällen in der Dämmerung wieder die inswa (das sind fliegende Ameisen). Die werden hier auch gegessen (gebraten). Sie schlüpfen in der Dämmerung bzw. in den ersten Abendstunden. Die „Ernte“ ist ganz einfach. Man stellt einfach einen Kübel unter eine Lampe. Wenn man denn Strom hat. Sehr proteinreich.

Und wir werden auch sonst gute Ernten einfahren, die Preise für die Grundnahrungsmittel, insbes. Mais und Sojabohnen, werden sinken. Und das ist gut so. Und ev. werden wir irgendwann wieder mehr Strom haben.

Mais und Sonnenblumen
Sojabohnen

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