Blue water … white water … grey water … black water … no water
Wir holen uns ein Glas Wasser vom Wasserhahn und trinken es. Wir stellen uns am Morgen oder am Abend unter die Dusche und geniessen warmes bzw. heisses Wasser. Wir gehen auf die Toilette und spülen danach und das Wasser rauscht einfach durch. Wir giessen unseren Garten, unsere Zimmerpflanzen. In der Schweiz haben wir unsere diversen Brunnen in den Quartieren, hier läuft das Wasser permanent. Das alles ist für uns selbstverständlich. Manchmal heisst es im Sommer, wir haben zu wenig Wasser, bitte nicht giessen. Wir schwimmen im Zürisee oder in der Aare. Wenn wir das Wasser schlucken, passiert … nichts.
Im Hinterkopf ist diese Information irgendwo gespeichert und wir wissen, dass wir dieses Privileg haben. Was ich nun langsam beginne zu begreifen, ist – was es bedeutet – wenn das alles wegfällt und Wasser beginnt, meine Gedanken zu beherrschen.

Wenn ich am Morgen in unserem Haus auf die Toilette gehe, startet ein Gedankenkarussell. Ist über Nacht genügend Wasser in den Spülkasten gelaufen? Hat wieder jemand an der Aussenwand des Hauses die Wasserzufuhr zugedreht? Lief die Pumpe über Nacht und hat den Tank gefüllt oder ist der Tank wieder leer? Wenn der Spülkasten leer ist, haben wir genügend Wasserflaschen im Haus gefüllt oder waren wir gestern Abend zu faul dafür?
HALT – STOPP Wasserflaschen füllen? Ja, genau. Wir haben diverse 5-Liter / 10-Liter / 20-Liter und mehr Behälter, die wir täglich mit Wasser vom zentralen Wasserhahn auf unserem «Dorfplatz» füllen. Das bedeutet nicht nur längeres Anstehen nach 17 Uhr und Tratsch austauschen mit den anderen Lehrpersonen und Bewohner:innen unseres Teacher Compounds. Das bedeutet auch Kanister schleppen, die ca. 100 Meter zwischen unserem Haus und dem Wasserhahn mehrmals zurücklegen, auch wenn wir es zu zweit machen. Wir benutzen das Wasser auch zum Kochen, Abwaschen, Duschen.

Duschen? Richtig. In Europa heisst das, Kleider ausziehen, rein in die Dusche, Wasserhahn aufdrehen und los geht’s. Hier heisst es, Wasser holen, Kübel mit Tauchsieder mit Wasser aus dem Kanister füllen. Beten, dass der Strom fliesst (Strom ist im Moment sehr stabil). Wasser erhitzen auf eine nette körperfreundliche Temperatur. Wasser dann mit einer Karaffe in den Outdoor-Duschsack umfüllen. Duschsack schliessen. Leiter in die Dusche stellen. Auf die Leiter steigen und Duschsack in der Dusche aufhängen. Leiter aus der der Dusche tragen. Kleider ausziehen…
Eine weitere Frage, die immer im Kopf herumspukt: Habe ich genug Trinkwasser dabei? Wobei die erste Frage lautet, habe ich in Lusaka genügend Wasser gekauft. Habe ich jeden Tag genügend Trinkwasser dabei, wenn ich zur Schule aufbreche? Im Moment ist es immer noch sehr heiss und ich bin dauernd durstig. Insbesondere, wenn wir auf dem Motorrad die Farmen besuchen und in der prallen Sonne längere Strecken zu Fuss zurücklegen (mit Hut) oder mit den Bauern über ihre Gemüsegärten diskutieren, bin ich dauernd am Trinken. Einmal hatte ich nämlich zu wenig Wasser dabei. Da bekommt das Wort «Durst» plötzlich eine ganz andere Bedeutung.
Unser Wasser hier an der Schule kommt aus einem Bohrloch und die Qualität ist so gut, dass ich es mittlerweile teilweise auch so trinke. Aktuell wird noch an der Wasserversorgung gearbeitet und dann sollten wir auch Wasser im Haus haben, inklusive genügend Druck, damit auch Wasser aus der Dusche kommt. Für die Dusche gibt es aber im Moment nur kaltes Wasser, was bei ca. 35 Grad kein Problem ist. Und bis zur cold season habe ich noch genug Zeit, eine Lösung zu finden. Denn ich habe keine Ahnung, wie lange es mein Duschsack noch macht bei diesem Dauereinsatz.

Und vorgestern Abend hat es das erste Mal geregnet… bald schwimmen wir im Wasser…

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